Mit guter Pflege zu mehr Lebensqualität
Mit dem allgemeinen Anstieg der Lebenserwartung wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen künftig zunehmen. Im Jahr 2010 waren in Deutschland bereits 2,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Prognosen des Statistischen Bundesamtes zufolge wird diese Zahl bis 2020 auf 2,9 Millionen und bis 2030 auf etwa 3,4 Millionen ansteigen. Somit rückt die dauerhafte Sicherstellung der menschenwürdigen Pflege in einer Gesellschaft des längeren Lebens in den Fokus.
Die Forschung kann hier einen wesentlichen Beitrag liefern, beispielsweise zum Erhalt einer möglichst lang andauernden Selbstständigkeit oder zur Unterstützung der Pflegekräfte. So können Belastungen aller Beteiligten verringert und die Lebensqualität von Betroffenen, Angehörigen und Pflegekräften verbessert werden. Die Bundesregierung hat in ihrer Forschungs- und Innovationspolitik deshalb bereits Akzente im Bereich der Pflege gesetzt, die weitergeführt und überarbeitet werden sollen.
Erhalt der Selbstständigkeit älterer Menschen
Wichtige Komponenten für ein menschenwürdiges Leben auch im hohen Alter sind der Erhalt und die Förderung der Selbstständigkeit. Wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit den Ursachen der Pflegebedürftigkeit und möglichen Präventionsstrategien beschäftigen, sind deshalb von besonderer Bedeutung. Ebenso relevant sind Forschungsvorhaben, die eine Verbesserung bestehender Interventionsstrategien und die Entwicklung neuer übergreifender Versorgungskonzepte nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ verfolgen. Darüber hinaus stehen Pflegeforscher vor der Herausforderung, offene Fragen zu beantworten, die sich mit den Folgen von steigender (Multi-)Morbidität unter Pflegebedürftigen beschäftigen.
Entlastung von Pflegebedürftigen und Pflegenden
Der ambulanten häuslichen Pflege gilt ein besonderes Augenmerk. Viele Menschen in Deutschland wünschen sich, auch im Falle einer Pflegebedürftigkeit zuhause zu leben. Pflegende Angehörige sind oft stark beansprucht und zum Teil auch überlastet. Sie brauchen eine gezielte Begleitung, vor allem wenn sie zusätzlich noch für eine eigene Familie sorgen und berufstätig sind. Die familialen Ressourcen in der Pflege müssen gezielt gestärkt werden. Technische Assistenzsysteme können hier sinnvolle Lösungen zur Entlastung bieten. Durch die Forschungsförderung der Bundesregierung werden Angebote entwickelt, die Technik und Dienstleistungen auf neue Weise miteinander kombinieren und so Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte im Alltag unterstützen.
Dabei entstehen Prozess- und Produktinnovationen, mit denen Pflegemaßnahmen erleichtert werden können, beispielsweise durch die Integration von neu- und weiterentwickelten Systemen zur automatischen Notfallerkennung, zur verbesserten Pflegedokumentation oder auch zur intelligenten Medikamentendosierung. Gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt, unterstützen Assistenzsysteme Pflegebedürftige und tragen maßgeblich zu deren Selbstständigkeit und Sicherheit bei, etwa durch Lokalisierung, Navigation oder eine Erinnerungsfunktion.
Darüber hinaus fördert die Bundesregierung Forschungsprojekte, die dazu beitragen, internationale Erfahrungen und Ansätze zur Optimierung des Praxishandelns in die familiale Pflege zu integrieren, und so neben anderen gewaltpräventiven Projekten einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung problematischer Pflegebeziehungen leisten. Um Menschen auch dort begleiten zu können, wo andere Maßnahmen an ihre Grenzen stoßen, fördern wir zudem die Weiterentwicklung der palliativen Versorgung. Dabei beachten wir besonders die speziellen Bedürfnisse von Demenzkranken. Oberstes Gebot der gesamten Pflege- und Versorgungsforschung ist die Achtung der menschlichen Würde, Integrität und Privatsphäre.
Gut qualifiziert und informiert für eine bessere Pflege
In der Langzeitpflege sind derzeit mehr als 890.000 Beschäftigte tätig. Zukünftig wird angesichts der wachsenden Nachfrage eine zusätzliche Zahl an Pflegekräften benötigt. Bereits jetzt entfaltet die Bundesregierung vielfältige Aktivitäten, um den künftigen Bedarf zu sichern. Wir werden auch durch die Pflegeforschung verstärkt dazu beitragen, dass das Berufs- und Beschäftigungsfeld der Pflege modern, leistungsfähig und attraktiv weiterentwickelt wird.
Fundiertes Wissen für die Praxis
Forschung soll auch dazu beitragen, eine fundierte Wissensgrundlage für pflegerisches Handeln zu entwickeln. Ein effizientes und hochwertiges Versorgungssystem braucht den schnellen Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Innovationen in die Praxis. Hier wird die Bundesregierung verstärkt Anstrengungen zur Förderung unternehmen. Aber nicht nur die professionellen Pflegekräfte, sondern auch die pflegenden Angehörigen sind auf fundiertes Wissen angewiesen. Die Bundesregierung unterstützt Förderprojekte, in deren Mittelpunkt gezielte Patienteninformationen und Schulungsprogramme zum Beispiel für chronisch Kranke stehen. Durch die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen wird der eigenverantwortliche Umgang mit der eigenen Pflegesituation gefördert.